Mir rutscht das Herz in die Hose, wenn ich ihm näher komme. Bei jeder Begegnung wird es stärker, das Drängen. Noch vor ein paar Monaten war ich überzeugt, diese Geschichte würde ein Kind meiner Phantasie bleiben. Aber der Ballon ist geplatzt. Der Vorgeschmack war so verführerisch, dass mein Körper mich einfach überredet hat.
Kennst du das Gefühl? Ganz allein mit dir erlebst du den süßesten sinnlichen Genuss, wenn du dir nur vorstellst, du wirst ganz kurz von einer Zunge gestreift, und dann, wenn sie da ist, scheint alles wie taub. Du denkst dir: Hey, was soll das? Der Andere ist so nah und schön und möglicherweise sogar richtig verliebt in dich und deinen Körper und deine Klitoris müsste eigentlich explodieren wollen. Will sie aber nicht... Und irgendwann kommst du trotzdem, weil der Andere es richtig gut macht. Du spürst bei jeder Berührung, wie sehr er dich beglücken will, aber du versuchst nur, dir möglichst perverse unpersönliche Situationen vorzustellen, um richtig heiß zu werden. Und als der Moment endlich da ist, denkst du nur: Ich will gefickt – und nicht geliebt – werden... Und dann bist du wieder alleine und hast diese sinnlichen Gedanken, wo nur ein Atemhauch deine Haut zum brennen bringt. Bleibt das der Status Quo? Blümchensex mit wilden Ideen im Hinterkopf, während du allein die sinnliche Achterbahn erlebst?
Und dann taucht dieser Typ auf, mit dem du dir nicht mal vorstellen willst, irgendwelche spannenden Ideen auszutauschen, weil er so fern ist von deiner Realität. Schweißer. Iron Maiden T-Shirts. Schlüsselbund an aus der Hose hängenden Kette. Platte... Und irgendwie scheint er ganz leichtfüßig durch sein Schweißerdasein zu schweben und tanzt, als hätte er nie etwas anderes gemacht... Und so lernt ihr euch kennen. Auf einer Tanzfläche.
Auf wundersame Weise können zwischen Körpern manchmal Verbindungen entstehen, die sich vom Kopf nur schwer erklären lassen. Und dieser Mann hat etwas so wunderbar Berauschendes unter seinen Fingerspitzen, das dir bei jeder Berührung wieder die Sprache verschlägt. Manchmal spricht er von innerem Gleichgewicht und Tao. Und obwohl das mit seinem Death-Metal-Look nicht zusammenpasst, hat er etwas Fließendes an sich. Immer weich, immer ganz und voll und rund.
Immer wieder findet ihr euch, um die Intimität zu genießen, ohne Geständnisse zu machen. Ihr tanzt eben zusammen. So what?! Sobald du jedoch beginnst, ihn einzuatmen und dich immer länger an ihm entlangschlängelst, um seinen Geruch und seine Formen in dir aufzunehmen, dann wird’s halt irgendwann kritisch – jedenfalls, dann, wenn du seit über fünf Jahren in einer Liebesbeziehung lebst, die einen Großteil deines Lebens ausmacht. Die Verbindung zu deinem Partner ist auf so vielen Ebenen so tief in deinem Herzen eingeprägt, dass es für dein Empfinden niemand anderen geben kann, der an seiner Stelle neben dir gehen kann. Und doch signalisiert dir dein Körper, dass der einzig richtige Weg unter die Haut des Anderen führt. Also tanzt du einfach weiter und lässt dich treiben. Alles löst sich ineinander auf und du findest dich in seinen Armen wieder. Jetzt, wo ihr allein seid, wandern seine Hände über deinen ganzen Körper und er nimmt sich Zeit, dich zu entdecken. Er genießt jeden Zentimeter Haut, den er unter seinen Händen zum kochen bringt. Und da bist du plötzlich – am Brennen – und lässt dich von jemand Fremden in deine intimsten Phantasien führen.